Die lange weiße Linie

Wie wird aus einer Kokapflanze eine Droge, und wie reist diese Droge rund um die Welt? Wir haben den Weg des Kokains verfolgt. Von einer kleinen Familienplantage in Kolumbien bis zu einer Nase in Deutschland

 

Jemand nimmt die Zweige in die Hand, ein ganzes Büschel am besten, fasst sie fest am Strunk und lässt sie dann durch die Hände gleiten wie ein Tau, nicht zu schnell, das tut weh, nicht zu langsam, dann bleiben zu viele Blätter am Zweig. Damit fängt es an.

Jemand nimmt einen Strohhalm, am besten von McDonald’s, schneidet ihn entzwei, stößt sich das eine Ende des schöneren Stücks in die Nase, hält das andere an die Linie und zieht hoch. Damit hört es auf.

Dazwischen liegen ein Meer, ein Dutzend Grenzen und je nach Sichtweise viel Geld oder ein großes Problem. Der Begriff dafür ist der Gleiche: Drogenhandel. Es geht um (2R,3S)-3-Benzoyloxy-tropan-2-carbonsäure-methylester, auch genannt Powder, Schnee, Charlie, Weißes, Coca, Koks oder einfach Kokain, in Guaviare sagen sie: Mercancía. Das heißt Ware und sagt viel über diese Gegend in Kolumbien, die von Koka so selbstverständlich lebt wie Kuwait von Öl. Hier wohnt Doña Mercedes.

Sie sitzt auf ihrer Veranda und macht Limonade. Es ist Mittag, eine sengende Sonne steht am Himmel, die Männer sind durstig. Seit dem frühen Morgen haben sie auf den Feldern gearbeitet, jetzt stehen sie schweigend im Schatten des Vordachs, ein Dutzend Tagelöhner, die Tragetücher schwer in den schwieligen Händen. Sie sind voller Blätter. Fast sieben Arroba haben sie den Sträuchern hinter dem Farmhaus heute entrissen. Ein Arroba Kokablätter sind 11,5 Kilo. Ein Arroba Blätter macht 18 Gramm Paste macht 36 000 Pesos macht Leben für eine Woche, mindestens. Doña Mercedes löst Rohrzucker in Wasser, rührt Limonade an, reicht den Männern zu trinken. Dann tritt sie hinaus in die Hitze, um nach den Sträuchern zu sehen.

Doña Mercedes, 42 Jahre alt, pflanzt die Peruana. Schon ihr Mann hat immer die Peruana gepflanzt. Er ist vor drei Jahren gestorben. Seitdem trägt sie seine Armbanduhr, so wie er sie immer trug. Und sie führt seine Farm, so wie er sie immer führte: achtzig Hektar gutes Land am Ende aller Straßen, davon sechs Hektar Maniok, Papaya, Mango für das Essen und zwei Hektar Peruana für das Geld. Mit schnellen Schritten eilt Doña Mercedes den verborgenen Saumpfad entlang, der von der Farm zu den Feldern führt, teilt ein Dickicht aus Bananenstauden, und da sind sie. Aus der Ferne sehen die Sträucher aus wie Gestrüpp, aber das täuscht. Doña Mercedes hat prächtiges Koka. Reihe um Reihe steht es dort, bis zum Waldrand glänzt das grelle Grün, das Zeichen gesunder Kokabüsche ist.
Wenn es keine Probleme mit der Polizei gibt, schafft Doña Mercedes mit der Peruana sechs Ernten im Jahr. Keine Kokaart ist in Kolumbien häufiger als diese, die in der komplizierten Sprache der Biologen Erythroxylum coca var. coca heißt und als geduldige Pflanze gilt. In Guaviare sagen sie einfach: Sie ist hurenzäh. „Ein echtes Kraut“, sagt Doña Mercedes. Sie lacht. Sie baut Früchte an, süßer als Honig, sie hat einen Fischteich, zehn Rinder und zwei Dutzend Truthähne, aber das einzige Produkt, das sich lohnt, ist das Kraut. „So ist das Leben“, sagt sie. Sie hat schon gehört von den Gringos in Amerika und anderswo, die horrendes Geld zahlen, für nur ein einziges Gramm Kokain. Aber sie hat aufgehört, sich darüber zu wundern. Sie ist eine Witwe mit zwei Kindern. Sie versucht, aus der Gier nach dem Kraut das Beste zu machen. Sie hat sich extra eine Kokaküche eingerichtet dafür.

Sechs Ernten, drei Felder, zwei Hektar und eine eigene Küche. Das macht Doña Mercedes interessant. Für die Guerilleros der Siebten Front der FARC, Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, die größte Guerillaorganisation im Land, gerade in Guaviare stark. Und für einen indischen Satelliten mit der Kennung IRS-P6, der in knapp 800 Kilometern Höhe die Provinz Guaviare überfliegt, alle 24 Tage einmal.

***

Jemand gibt jetzt die Order aus, doch einmal mit einem Trupp die Witwe Doña Mercedes zu besuchen, Mutter von Angie, 13, Ziehmutter von Shirley, 4. Der Ernte wegen.
Jemand fügt jetzt Zahlen in seine Auswertung, den Blick fest auf ein Foto aus dem All gerichtet, auf dem die Felder von Doña Mercedes im Dunkel des Regenwalds glimmen wie Glühwürmchen.

Ein Unterstand, mit Wellblech gedeckt, darin eine Plane, ein paar Plastikfässer und eine motorbetriebene Sense. Mehr Gerät braucht es nicht für eine Kokaküche. Der Chemiker kommt auf Bestellung. Wie alle seines Wissens ist er an der rissigen Haut seiner Hände zu erkennen, die aussieht, wie von einer Pflugschar aufgebrochen. Er ist 23. Doña Mercedes grüßt ihn knapp. Er macht ihr die meisten Ernten. Der Chemiker tritt in den hüfthohen Haufen Blätter, den die Tagelöhner aufgeschüttet haben, senkt die Sense hinein, sirrend fressen sich die Schneiden durch das Koka.
„El Picado“, sagt Doña Mercedes. Das Häckseln. Sorgfältig lässt der Chemiker die Sense durch die Blätter fahren, in einer weitschweifigen Bewegung, als wolle er die Blätter streicheln. So geht es eine Stunde. Ein guter Chemiker zeigt sich an der Sorgfalt, die er auf das Häckseln verwendet. Je kleiner die Stücke, desto besser geben sie ihr Kokain frei. Als der Chemiker zufrieden ist, bereitet er seine Zutaten: Zement, Benzin, Schwefelsäure, Salmiakgeist. Alles da. Er reißt einen Sack Zement auf und streut mit vollen Händen Zementstaub über die zerschnittenen Blätter.
„El Salado “, sagt Doña Mercedes. Das Salzen. Das Kokain in den Blättern ist ein Alkaloid und gebunden, man muss es herauslocken. Der Zement ist der erste Schritt, das Benzin der zweite. Der Chemiker gießt die Blätter mit Benzin, stopft sie in ein leeres Plastikfass, gießt mehr Benzin dazu, beginnt zu rühren.
„El Guarapeado“, sagt Doña Mercedes. Das Panschen, so nennen sie es im Scherz, weil Guarapo der böse Fusel ist, den man aus Zuckerrohr gärt, und der Fusel aus Koka ihm so gleicht. Nach drei Stunden Rühren hat der Chemiker einen hellen, gelbgrünen Saft gewonnen, der sich im Fass absetzt. Er tippt den Zeigefinger hinein, leckt ihn ab, nickt. Muss schön sauer schmecken. Dann noch dreimal Rühren, her mit Sieb und Filter, schnell abseihen. Einen Schuss Schwefelsäure hinein und noch einen für die Gastgeberin, grinsend ahmt der Chemiker einen Koch nach, Doña Mercedes lacht. Sie kennt das schon.
Jeder Chemiker macht einen Zauber aus seiner Mischung, dabei ist der Prozess in Guaviare schon den Kindern vertraut. Es ist Kokainsulfat entstanden, eine Flüssigkeit, die aussieht wie dunkles Bier. Vorsichtig tröpfelt der Chemiker Salmiakgeist hinein, bis eine gummiartige Masse von verwaschenem Braun ausfällt. Das ist Kokainpaste. Getrocknet und verpackt, bekommt Doña Mercedes pro Gramm 2000 Pesos, das sind knapp 70 Cent. Sie ist nun Teil eines Geschäfts geworden, das von ihrer Farm am Rande des Regenwalds bis zur Bar einer Diskothek auf der Hamburger Reeperbahn reicht.

Sie tauchen stets am Ende des Viehpfads auf, automatische Gewehre im Arm und auf den Lippen die Frage: Wo ist der Herr dieser Farm? Wer sagt, er handle nicht mit ihnen, der hört die immergleiche Antwort: Kein Problem, wenn du nicht mit uns handelst, handeln wir eben mit deiner Witwe. Sie wiegen die Ware aus, tragen Hersteller und Menge in eine Liste ein, zahlen bar. Wer wagt, seine Paste zu strecken, schwimmt danach tot im Fluss. Deswegen die Liste.

Die Anderen sitzen vor ihren Computerbildschirmen und fügen das gewonnene Wissen in das große Bild ein: Sechs Ernten, das ist gut. An der Küste kommen Kokapflanzer auf zwei, im Dschungel von Putumayo mit Glück auf vier Ernten im Jahr. Drei Felder auf zwei Hektar, das ist Durchschnitt. Die Größe der Felder ist gesunken, wegen der Sprühflugzeuge, die sich mit ihrem Gift auf allzu offensichtliche Felder stürzen; sie liegt nur noch bei 0,85 Hektar pro Pflanzung. Eine eigene Küche, aber nur für Paste, das ist bemerkenswert. Gewöhnlich produzieren Pflanzer gleich Kokainbase, gerade in Guaviare, wo der Staat schwach ist und die Guerilla stark. Sie vermuten einen zaudernden Farmer und nehmen die Pflanzung in ihre Datenbank auf.

Es gehört zum Wesen des Geschäfts, dass es ohne Unterlass vermessen, berechnet, kalkuliert wird. Die auf der einen Seite stehen, füllen ihre Listen mit Tarnnamen, Containernummern und Koordinaten von Kokainverstecken. Die auf der anderen tun es ihnen gleich und sammeln Datenbanken voller Statistiken, über Festnahmen, Sicherstellungen, Drogenmengen.

Das Problem, sagt Rodolfo Llinas, sind die Antworten. Rodolfo Llinas, ein grauhaariger Mann von 69 Jahren, überwacht im Auftrag der Vereinten Nationen das Koka in Kolumbien. Er blickt mit indischen Satelliten und kolumbianischen Flugzeugen auf das Land, er erstellt für das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) jedes Jahr eine armdicke Auswertung, er versucht, Daten zu liefern über etwas, was mit Daten kaum zu greifen ist, weil die eine Seite ihr Geschäft im Geheimen betreibt und die andere ihr darin in nichts nachsteht. Rodolfo Llinas weiß mehr als die meisten über Drogenhandel, und er sagt, mit das Wichtigste, was er gelernt habe, sei: „Es gibt zum Drogenhandel viel mehr Fragen als Antworten.“
Er sitzt in seinem Büro, das nach einem Toten benannt ist, in einem Bürogebäude im Norden Bogotás, das nach einem anderen Toten benannt ist. Es heißt Gebäude Rodrigo Lara Bonilla. Ehemals kolumbianischer Justizminister, ermordet im Auftrag Pablo Escobars, eines der größten Drogenhändler der Welt und ebenfalls tot. Die Toten sind für Rodolfo Llinas ein gutes Beispiel für das Problem: Auf jeder Ebene stehen sich zwei Seiten gegenüber, die Drogenhändler und die Drogenfahnder. Sie sind sich ähnlicher, als sie jemals zugeben würden. Ihr Denken gilt der Ware und ihrem Weg, und wenn sie nicht an die Ware denken, denken sie aneinander: Was macht die andere Seite gerade?
Wenn Rodolfo Llinas zynisch gelaunt ist, und zynisch kann man angesichts der Daten, zu denen er Zugang hat, durchaus werden, dann sagt er: „Auf eine gewisse Art ist Drogenhandel ein Geschäft für alle. Alle gewinnen. “ Die Drogenfahnder gewinnen Arbeit und Anerkennung, die Drogenhändler Geld. Wenn er derart nachdenkt, fragt sich Rodolfo Llinas: „Warum nennen wir unser Gebäude eigentlich nicht nach Pablo Escobar?“ Er erwartet keine Antwort. Ist nur eine Frage.

***

Jemand steigt jetzt auf ein Motorrad, rechts und links und im Rucksack Kokainpaste, und bringt sie weiter in den Regenwald hinein, so schnell wie möglich, weil die Paste keine lange Hitze mag. Sie wird sonst ölig und schlecht. Am Ziel wartet ein weiterer Chemiker. Er ist von der Guerilla besoldet, Siebte oder Sechzehnte Front, oder von den Paramilitärs, Bloque Centauros oder Bloque Central Llanero, die Machtverhältnisse in Guaviare sind launisch. Kokainpaste ist unrein, sie enthält noch so viele Spuren von Pflanzen und Salzen, dass man sie säubern muss, am Anfang mit Aktivkohle, am Ende mit Kaliumpermanganat. Das Ergebnis ist Kokainbase. Eine lockere Substanz milchiger Farbe, Reinheitsgrad je nach Chemiker 80 bis 95 Prozent, gut haltbar. Sie wird gewogen, in Folie gepackt, gelagert. Bis der Käufer kommt.

Sein Name ist Lucio. Das ist nicht sein echter Name. Es ist der Name, der in seinem Pass steht. Lucio hieß auch schon mal Carlos, das war in Peru, in den USA hieß er Juan, seinen Namen in Ecuador hat er vergessen. Ein bulliger Mann, der die Haare kurz und die Hemden lang trägt, sodass sie locker über den Hosenbund und alles fallen, was darin steckt. Er macht das nur noch aus Gewohnheit so. Er mag Waffen nicht mehr. Hat mit dem Alter zu tun, sagt er. Vielleicht ist er zu lange dabei.
Wenn er morgens zur Arbeit geht, gibt ihm seine Frau einen Kuss. Wenn er abends heimkommt, fragt ihn seine Tochter, wie der Tag gewesen ist. Er erzählt dann nicht viel. Er ist jetzt 46 Jahre alt und seit 26 Jahren im Geschäft; was, fragt er, solle er schon erzählen? Dass er dauernd mit Europa telefonieren muss, weil mal wieder Ware verschwunden ist? Vom neuen Labor? Er erzählt dann meistens irgendwas.

Er ist erkältet, wie so oft, das komme von den vielen Klimawechseln, sagt er. Er war im Hochland gestern, morgen geht es Richtung Küste und später die Woche vielleicht nach Panama, da hat er ein Projekt laufen. Heute ist er in Medellín, seiner Heimat. Hier ist er groß geworden, hier hat er das Geschäft gelernt. Ein gutes Geschäft, sagt er, fange mit gutem Rohstoff an, und guten Rohstoff gebe es in Guaviare. Er persönlich schätzt den Rohstoff der Guerilla. Die Kokainbase der Paramilitärs hat ihm zu häufig schlechte Qualität. Trotzdem handelt er mit ihnen, das Geschäft kennt keine Parteien. „Das sind ganz normale Geschäftsbeziehungen “, sagt er.
Die Regeln sind einfach: nur persönlich, nur mit Ankündigung, nur in bar. Er sucht sich dann in ihren Vorräten schöne Base, sticht die Pakete an, erhitzt eine Prise und zerreibt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Er will seine Fingerkuppen weiß sehen und wie von einem weichen Film überzogen, sonst kauft er nicht. Mängel der Kokainbase schlagen voll auf das Endprodukt durch, „das ist nicht akzeptabel“, sagt er. Dann zahlt er, immer im Voraus, immer pro Kilo, 2,5 Millionen Pesos, auch mal mehr, auch mal weniger, je nach Marktlage. Das sind 2500 Pesos pro Gramm, 85 Cent, aber in Gramm rechnet an diesem Punkt des Geschäfts niemand mehr. Dann fährt er heim. Den Rohstoff bekommt er gebracht. „Das ist wie beim Heimlieferservice“, sagt er. „Sie liefern, wohin du willst.“

Sie bemannen einen Treck immer doppelt, aus dem gleichen Grund wie bei Geldtransportern: Niemand darf mit der Versuchung allein sein. Mit der Bestellung fahren mindestens zwei, sie heißen „Traqueteros“ oder in Guaviare auch „Chichipatos“, Boten des Kokains. Vorneweg fährt mindestens einer, Motorrad meistens, er heißt „Mosca“, die Fliege, weil er vorausschwirrt, um vor Straßensperren zu warnen. So fahren sie.

Sein Labor liegt in den Bergen, an sicherer Stelle. Er zeigt es niemandem. Zu großes Risiko, sagt er. Zu großes Risiko gilt es im Geschäft zu vermeiden. Deshalb ist das Labor auch leer. Erst wenn er eine Lieferung erhält, fährt er die Produktion hoch. Labor heißt: eine einfache Hütte, ausgestattet mit einem Generator, einer Wasserpumpe, Mikrowellen und einigen Gerätschaften, die im Eigenbau entstehen und eigentümliche Namen tragen: „Marciano“ beispielsweise, Marsmensch, eine Filteranlage in der Form einer Außerirdischenfigur aus alten Videospielen, oder „Gusano“, Wurm, eine Röhre aus Benzinfässern, die der Verflüssigung von Kokainbase dient. Das wichtigste Gerät aber ist die Waage. Sie ist aufs Gramm genau geeicht. Er kontrolliert das persönlich. „Nur ein Gramm zu viel, und schon verlierst du Geld“, sagt er.

Sobald die Lieferung naht, bestellt er sich Sicherheit und ruft seine Männer zusammen.
Es gibt drei Klassen: die Handlanger, die Spezialisten für Marsmensch und Mikrowelle, die Chemiker.
Es gibt zwei Regeln: Alle arbeiten in Schüben von einem Kilogramm – und der Chemiker haftet für jedes Kilo, das unter seiner Aufsicht entsteht.
Es gibt eine Prozedur: Die Handlanger stellen Äther, Aceton und Salzsäure bereit und nehmen die Kokainbase an. Die Chemiker prüfen sie, lösen sie in Äther, geben die Lösung in mit Salzsäure versetztes Aceton, kristallisieren so Kokainhydrochlorid – das Endprodukt.
Die Handlanger schlagen es in Tücher, stecken es in eine zur Zentrifuge umgebaute Waschmaschine, schleudern die Chemikalien heraus und trocknen das Kokain dann unter Brutlampen für Küken. Danach wiegt der verantwortliche Chemiker die Ware, presst das Kilogramm in die Form eines Barrens und stanzt das Siegel seines Herrn hinein – ein kleines Symbol, das den Kokainbarren von nun an wie ein Stempel kennzeichnet. „Mein Kokain trägt eine kleine Kiefer“, sagt er. „Bitte weitersagen: Das ist gute Ware.“ Die Spezialisten für Marsmensch und Mikrowelle erledigen den Rest. Sie recyceln die Chemikalien und grillen die Kokainbarren in der Mikrowelle, damit in ihnen nicht die geringste Nässe bleibt. Ein eingespieltes Team in einem gut eingerichteten Labor kann so 500 Kilo Kokain am Tag herstellen. „500 Kilo ist ganz okay“, sagt er.
Er hält sich in dieser Zeit vom Labor fern. Ist sicherer. Ein Labor in Produktion ist ein lohnendes Ziel. Für die Konkurrenz und für die von der anderen Seite.

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Jemand ruft jetzt eine Nummer in Bogotá an, 01 80 00 11 44 11, Direktverbindung zur Drogenpolizei, spricht mit einem Beamten, verabredet sich vielleicht sogar. Die Information sickert durch die Dienste, DIJIN, DAS, UNAIM; die mit dem Geschäft betrauten Abteilungen von Polizei und Staatsanwaltschaft haben ihre Namen alle zu Abkürzungen gestutzt. Und Capitán Carlos Caicedo bekommt Befehl, seine Männer zu sammeln.

Der Nebel liegt auf den Hügeln wie ein weißes Laken, sie werden warten müssen. Immer müssen sie warten. Sie warten auf den Befehl, dann warten sie auf den Transport, dann warten sie auf den Einsatz, sie warten und warten, und jetzt ist da dieser Nebel, und sie warten schon wieder. Ein Zug Junglas, die Spezialeinheit der Antinarcoticos, der Antidrogenpolizei Kolumbiens. Sie dösen. Manche hören Musik, manche essen, manche rauchen, nur einer sitzt abseits. Er trägt Uniform, aber kein Gewehr. Er ist ein „Sapo“, eine Kröte, so nennen sie auf beiden Seiten des Geschäfts die Spitzel. Er hat eine Nummer angerufen, er hat gesagt, er kenne die Koordinaten eines Labors. Spitzel liefern die besten Informationen, bessere noch als Satellitenbilder. Deswegen warten sie, zwei Angriffsgruppen und zwei Kampfhubschrauber, auf dem Flugplatz von Mariquita, gut 120 Kilometer von Medellín entfernt. Die Aktion kommt plötzlich. Auf ein jähes Zeichen sammeln sie sich, Capitán Caicedo zeigt ihnen das Ziel im Luftbild, sagt: „Die sind dort hoffentlich gerade am Arbeiten.“
Sie steigen in den schwarzen Hubschrauber, sehen während des Flugs ihren Gedanken hinterher, springen hinaus in das hohe Gras, hetzen in Deckung, spähen atemlos in den Regenwald ringsum. Während der Landung sind sie am verletzlichsten. Während der Landung entscheidet sich, wie es wird.
Wenn das Labor von Guerilla bewacht wird, werden sie oft beschossen.
Wenn das Labor von Paramilitärs bewacht wird, werden sie selten beschossen.
Wenn sie Glück haben, ist vor dem Knattern der Kampfhubschrauber geflohen, wer auch immer das Labor bewachte.
Sie haben Glück.

Jemand jagt jetzt durch das Unterholz, nur fort von der Stelle, über der Hubschrauber am Himmel hängen. Die Chemiker fliehen zuerst, ihr Wissen ist zu wertvoll. Die Sicherheit bleibt bis zuletzt. Ein kleines Labor für fünfzig Kilo täglich kostet zehn Millionen Pesos, fast 3500 Euro, bei größeren Labors beträgt die Investition bis zu 85 000 Euro, deswegen versuchen sie, wenigstens ein wenig Material zu retten, bevor auch sie fliehen.

Als die Junglas das Ziel erreichen, fluchen sie. Da sind Bettenlager, für mindestens zwanzig Arbeiter, da ist eine Wasserpumpe zum nahen Fluss, da liegen sogar verdächtig schnelle Kanus am Flussufer. Aber in der Hütte ist nichts. Kein Marsmensch, kein Generator, nicht mal eine einzige verdammte Mikrowelle. Vielleicht ist der Spitzel ein Lügner. Vielleicht ist heute ein verdammter Hurensohn von Tag. Capitán Caicedo funkt. Er erhält Befehl, die Hütte nicht zu sprengen. Er soll abbrechen. Als die Junglas wieder in den Hubschrauber steigen, sehen sie nur eine Hügelkette weiter eine schwarze Rauchwolke am Himmel. Die Angriffsgruppe vom anderen Hubschrauber hatte Erfolg.

***

Er hat zwei seiner Labore auf diese Art verloren. Einmal verpfiff ihn ein Handlanger, einmal eine Nachbarin, vor einem Jahr erst. Er hatte einen Auftrag über 1500 Kilo angenommen, nur Produktion, sonst nichts, Arbeitsteilung. Er hatte die Ware gerade geliefert, als die Hubschrauber kamen und Männer mit Maschinengewehren sein Labor stürmten, um ein Haar hätten sie ihn gehabt.
Er hasst die Spitzel. Das Problem ist, dass die anderen einen Spitzel nach Erfolg zahlen, es gibt genau gestaffelte Prämien für jedes zerstörte Gerät, für jedes gesprengte Labor. Bei einem großen Labor können das schnell ein paar Millionen Pesos sein. Deswegen zahlt er seinen Handlangern 2000 Pesos, 1000 mehr als üblich, einem Marsmenschen 5000 und einem Chemiker 50 000, „immer pro produziertes Kilo“, sagt er, „so ist es Sitte.“ Dann hofft er einfach, dass sie ehrlich sind.
Und wenn nicht?
Er hebt seine Hand, formt mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole, sagt: „Peng!“

Labore sind das Herz des Geschäfts. Die Analysten in den Lageräumen der Antidrogenpolizei vergleichen das Geschäft manchmal mit einer Sanduhr. Der obere Teil, der zuläuft wie ein Trichter, das ist der Weg von Doña Mercedes zum Labor: Koka wird Kokainpaste wird Kokainbase, ein Prozess der Konzentration – immer reiner wird die Droge, immer kleiner wird der Kreis von Menschen, die mit ihr handeln. Der untere Teil der Sanduhr, der sich öffnende Trichter, das ist der Weg vom Labor zum Süchtigen, ein Prozess der Vermehrung – von Stufe zu Stufe wird die Droge stärker gestreckt, von Stufe zu Stufe handeln mehr Menschen mit ihr. Die Taille der Sanduhr, das Labor, ist die Stelle, an der sich das Geschäft bündelt. Deswegen greifen sie hier so gerne an.

Er lässt die Ware sofort wegschaffen, wenn sie fertig ist. Wenn er einen Kunden hat, bekommt der die Barren. Preis ab Werk: pro Kilo 3,8 Millionen Pesos, 1300 Euro. „Das ist ein Geschenk “, sagt er. Abzüglich seiner Unkosten bleibt ihm eine halbe Million Pesos Gewinn pro Kilo, eingerechnet das Risiko bedeutet das in seinen Augen: mieses Geschäft.
„Ich arbeite lieber in der Ausfuhr“, sagt er. „Da steckt das meiste Geld.“ Wenn er den Transport selbst macht, bringt er die Barren in ein Versteck an der Küste. An der Küste kostet das Kilo 4,5 Millionen Pesos, 1500 Euro. „Wenn es was zu kaufen gibt“, sagt er. „Es wird kaum gehandelt an der Küste.“

Die Ware ist jetzt auf dem Markt, ihr Weg teilt sich. Der Großteil geht Richtung Vereinigte Staaten, danach kommt Europa, dann der Rest, in letzter Zeit ist viel Afrika dabei. Wer die Routen auf eine Weltkugel zeichnet, wie es die Polizei diesseits und jenseits des Atlantiks tut, erhält ein Muster, das aussieht wie die Sonne und ihre Strahlen – von Kolumbien aus scheint das Kokain in alle Welt.

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Jemand spricht jetzt einen Leichtgläubigen an, in einem Slum in Kolumbien, einer Disko in Spanien oder besser noch einem Büdchen im Ruhrgebiet, verspricht ihm Geld und eine Reise, lächelt bei Fragen nach Sinn und Zweck. Das ist der Weg der „Mulas“, der Maultiere.

Jemand beauftragt jetzt Freunde von Freunden eines Freundes, die sich auf schnelle Boote und die waghalsigen Männer dazu spezialisiert haben, nennt ein Ziel und einen Menschen dort, feilscht über Prozente. Das ist der Weg der „Lanchas Go-Fast“, der Speedboote.

Jemand gründet jetzt eine Firma, im Namen eines Dummen, beginnt Container in die Welt zu schicken und besticht noch ein paar Hafenarbeiter dazu, um Zugriff auf weitere Container zu haben. Das ist der Weg des „Preñar“, des Schwängerns.

Sie trägt als Dienstausweis das Teil eines Puzzles um den Hals, gelb auf blauem Grund, das Symbol des letzten, des schlagenden Beweises, denn das ist, was sie tut: das Puzzle zusammenfügen. Sie heißt Paola Marcela. Ihren Nachnamen darf sie nicht sagen, das ist die Regel im Bunker von Bogotá, so nennen sie die Zentrale der Staatsanwaltschaft Kolumbiens, weil sie wie eine Festung wirkt. Paola sagt: „Das Problem sind schon die Begriffe. Labor – da denkt jeder an weiße Handschuhe und Sauberkeit. Kartell – da hat man das Bild einer straffen, allmächtigen Organisation vor Augen. So ist es aber nicht.“
Sie sitzt unter Auszeichnungen mit ausländischen Siegeln, FBI und DEA, an ihrer Tür steht die Abkürzung UNAIM: Abteilung Organisiertes Verbrechen, Schwerpunkt Drogenhandel. Sie zieht ein Blatt Papier hervor, beginnt zu zeichnen, wenige Kreise, viele Striche, es sieht aus wie der Plan eines wahnsinnigen Wissenschaftlers. Das ist der Drogenhandel.
Sie tippt ihren Stift in das Gewirr. Diese Gruppe hier in Guaviare macht Produktion, jene Gruppe dort in Medellín Transport, aber einer von ihnen arbeitet auch mit dieser Bande in Bogotá, die Kontakte mit der Gruppe da an der Küste hat, die im Export schafft und einen Typen tief im Regenwald kennt, der produziert, aber den Rest outgesourct hat. Die auf der anderen Seite arbeiten alle als Schwarm – frei, ohne feste Bindung, man findet sich je nach Zweck und Gelegenheit zusammen. Paola sagt: „Wir sprechen von Babykartellen: kleine flexible Gruppen in einem großen losen Netzwerk. Drogenhandel ist ein bisschen wie das Internet. Wenn ein Teil ausfällt, funktioniert das Netz weiter.“

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Die den Weg der Maultiere wählen, sammeln ihre Ware nahe eines Flughafens, in Bogotá zum Beispiel. Die Maultiere unterteilt man: Alt ist besser als jung, Frau ist besser als Mann, weiße Hautfarbe ist besser als jede andere. Weiße Familien mit Kindern sind der Joker, aber schwierig zu kriegen für die 5000 Euro Kurierlohn. Alle bekommen Ware, eine Telefonnummer im Zielland und die Ermutigung mit auf den Weg, die auf der anderen Seite kämen niemals auf das Versteck; man muss Maultiere möglichst dumm halten. Dann schickt man sie los, am besten nach der Schrotflintenmethode: ein Schuss, viele Kugeln, irgendeine wird schon am Ziel ankommen. Es empfiehlt sich, am Flughafen anzurufen und ein Maultier anonym zu melden, als Ablenkung. Dann wartet man.
Die Maultiere treten in den Flughafen „El Dorado “ in Bogotá, reihen sich in die Schlange am Schalter, checken ein, geben ihr Gepäck auf, passieren die Sicherheitskontrolle, gehen zum Gate – und irgendwo auf diesem Weg begegnet ihnen Gabriel Niño Silva, 22 Jahre alt, kommandierender Leutnant der Flughafenpolizei. Er achtet auf Menschen, die ihr Gepäck nervös beäugen. Es könnten Kofferschmuggler sein. Er achtet auf Menschen, die stark schwitzen, aber trockene Lippen und eigenartigen Mundgeruch haben. Es könnten Körperschmuggler sein. Er achtet eigentlich auf alles, Berufskrankheit, „die ganzen Fälle verändern deine Wahrnehmung “, sagt er, „du siehst überall Verdächtige.“
Er hat aber ein Auge bekommen für Maultiere. Er sammelt sie auf seinem Dienstcomputer, mit Bild und Menge, die Jagdstrecke seiner Einheit: zwei Franzosen, 37 und 27, 20 Kilo, Koffer. Ein Senegalese, 45, 1,7 Kilo, Tragegeschirr. Eine Kolumbianerin, 73, 16 Kilo, Gepäck. Eines hat Gabriel Niño dabei gelernt: Alles ist möglich. „Egal, welchen Trick man sich vorstellt – die Narcos haben ihn schon eingesetzt. Sie haben alles probiert. In Puppen. In Haustieren. In Kleidern. In Wein. In Menschen.“

Die den Weg der Speedboote wählen, schaffen ihre Ware ans Meer. Karibik ist gut, Pazifik ist besser. Die anderen können die Küste dort schlechter kontrollieren, weil sie von einem Wirrwarr an Flussläufen durchzogen ist, die weit in mächtige Wälder aus Mangroven reichen. Vor Ort wird die Ware übergeben, im Hafen Buenaventura zum Beispiel. Wer den Auftrag für die Ausfuhr übernommen hat, verstaut die Ware dann in Lagern längs der Küste.
Die besten Lager liegen so weit im Landesinneren, dass das Meer sie nur an zwei Nächten im Monat erreicht, wenn der Mond richtig steht. Diese Nächte sind zu meiden. Da sind die anderen besonders wachsam. Besser das Boot dann nur ins Wasser bringen: vier Außenborder á 200 PS, Geschwindigkeit sechzig Knoten, Nutzlast vier Tonnen, und neben dem Anlasser immer das Bild eines der heiligen Schutzengel des Himmels plus ein GPS-Gerät. Beladen und bemannt wird ein paar Nächte später: erst die Ware, wasserdicht verpackt, dann die Piloten, unwissend gelassen bis auf eine Handvoll GPS-Koordinaten draußen im Ozean, wo die Tankstellen warten. Dann jagt man sie los.
Die Speedboote peitschen hinaus auf hohe See, schnell weg von der gefährlichen Küste, verschwinden im weiten Meer und rasen Richtung Norden, ohne Pause, nur alle paar Stunden ein Stopp an der Seite eines verschwiegenen Fischers, zum Tanken. Wenn sie Glück haben, unterlaufen sie das Radar. Wenn sie Pech haben, blinken sie jetzt auf dem Bildschirm eines Schiffs von Marine oder Küstenwache, und in Buenaventura klingelt bei Fregattenkapitän Juan Molano, 45, das Telefon.
Der Kommandant der Küstenwache des Pazifiks schickt dann seine Schnellboote aus, und das Spiel beginnt: Sobald seine Leute nahen, legen sich die Piloten der Speedboote über ihre Motoren, als lebender Schutzschild gegen Schüsse in die Maschine, geben Gas und fliehen. Wenn sie keine Hoffnung mehr sehen, werfen sie die Ware über Bord und versenken ihr Schiff, um nicht mehr als Verbrecher, sondern nach dem Gesetz der See als Schiffbrüchige zu gelten. „Dann müssen wir sie sogar retten“, sagt Juan Molano. „Das ist ein Krieg der Tricks.“
Er bringt inzwischen bereits Ware in Tauchbooten auf. Seine Erfolge spürt er noch Tage später. Dann schwemmt es auf der Insel gegenüber von Buenaventura gefesselte Leichen an, weil Paramilitärs und Guerilla alle zu töten pflegen, die von der Abfahrt der abgefangenen Ladung wussten. Es hat mit der Investition zu tun. Ein Speedboot kostet 250 Millionen Pesos netto, also ohne Logistik, deswegen rechnen sich Transporte erst ab einer halben Tonne, rentabel wird es bei drei, das gesamte Investitionsvolumen beträgt dann vierzehn Milliarden Pesos, fast fünf Millionen Euro, das verliert im Geschäft niemand gerne.

Die den Weg des Schwängerns wählen, sind in seinen Augen die Klügsten. Er mag die Container. Er sagt, es gebe nur Vorteile: geringes Risiko, großer Ertrag, flexible Frachtmenge. Er schwängert deswegen meistens. Er hat ein kleines Netz dafür, fünf, sechs Leute, mehr braucht es nicht. Bis vor ein paar Jahren hatte er noch ein Büro, um Kontakt zu halten mit seinen Geschäftspartnern, die er aus dem Gefängnis kennt, vier Jahre in den USA, sechs in Peru. Dann kamen die anderen darauf. Jetzt macht er alles über Handy. Er hat drei, deren SIM-Karten er jede Woche gegen jungfräuliche wechselt. Wenn er eine Ladung hat, ruft er erst diejenigen an, die im Abfahrtshafen die Gewalt ausüben, Paramilitärs oder Guerilla, je nach Ort, „hier hat jede Ecke ihren Herrn“, sagt er. Pro Kilo zahlt er 300 bis 500 Dollar „Vacuna “, die Impfung, so heißt die Steuer auf den Transport. 2000 Dollar pro Kilo rechnet er für Bestechungen ein, da er eigene Container mit guten Papieren ausstatten oder zu fremden Containern den Zugang erkaufen muss. Dann schwängert er den Container: Er lässt Ware hineinlegen, zwischen die Ladung oder ins Kühlaggregat. Und ein gefälschtes Siegel dazu, gleiche Farbe, gleiche Nummer wie das Original. „Du schickst zuerst eine Kleinigkeit los, zwanzig, dreißig Kilo, nicht mehr“, sagt er. „Zur Probe.“ Er beschickt inzwischen nur noch Europa. In Amerika kann man zwar mehr absetzen, in Europa erzielt man aber die besseren Preise.

***

Die Ware überquert jetzt den Atlantik, in den Mägen von Maultieren, auf Sportjachten und Frachtschiffen, in Luftfracht und Propellerflugzeugen, die Polizei sagt: Es gibt keine Hauptmethode. Es gibt dutzende. Und es gibt Trends. Gerade ist Guinea-Bissau der Trend: Die Ware wird an die Westküste Afrikas gebracht und erst von dort aus nach Europa. Egal, auf welchem Weg sie kommt: Mit jedem Kilometer steigert sich ihr Wert. Eintrittspunkt Nummer eins ist Spanien. Danach kommt Portugal. Dann Holland.

Auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam schicken sie jetzt einen Suchhund in die Andockbrücke, Flug KL 0736 aus Curaçao, Niederländisch- Antillen, genannt: ABC-Inseln. Sie waren einmal der Trend: mit Speedbooten von Kolumbiens Karibikküste hinüber nach Aruba, Bonaire, Curaçao, mit Maultieren weiter nach Amsterdam, von da aus nach ganz Europa. Heute kontrolliert der Zoll in Schiphol jeden Passagier von diesen Inseln einzeln, von der Andockbrücke bis zu Gepäckband neunzehn, reserviert für kritische Flüge. Seitdem ist die Zahl der Schmuggler zurückgegangen. Das gilt als ein großer Erfolg im Kampf gegen das Geschäft.

Im Hafen von Antwerpen, Barcelona oder Hamburg beugt sich der Zoll jetzt über die Papiere, Cargo Manifest und Container Num., jeder Container trägt einen Code: vier Buchstaben und sieben Zahlen. Sie sehen auf den Herkunftshafen, trennen Low-Risk- von High- Risk-Containern, suchen nach Widersprüchen. In Verdachtsfälle gucken sie hinein, erst mit Röntgenstrahlen, dann direkt. Allerdings kommen in einem Hafen wie Hamburg rund 4,5 Millionen Container im Jahr an. Das sind pro Zollfahnder am Tag 5000 bis 10 000 Container. Das gilt als ein großes Problem im Kampf gegen das Geschäft.

Das große Geheimnis aber ist: Wie viel kommt durch? Offiziell weiß es niemand. Sie schätzen aber, dass sie zwanzig bis dreißig Prozent der Gesamtmenge abfangen.

Er sagt, er bringe die Hälfte durch. Der Rest landet bei denen von der anderen Seite oder, so ist das Geschäft, geht auf der eigenen Seite verloren: Die Ware verschwindet, zusammen mit einem Verräter. Das ist gefährlich. Er ist vor drei Monaten mit einem Kollegen bei Geschäftspartnern gewesen, die mit ihnen wie immer Schnaps tranken, dann eine Waffe zogen, seinem Kollegen in den Kopf schossen und ihm zu seiner guten Arbeit gratulierten, sie sei der Grund, warum er noch lebe. Er achtet bei Auftragstransporten aus Erfahrung sehr darauf, bei einer verlorenen Ladung eine entsprechende Pressemitteilung der Polizei vorlegen zu können.

Wenn alles klappt, bekommt er einen Anruf. Dann hat sein Geschäftspartner in Europa den Container gefunden, geöffnet, die Ware und auch das gefälschte Siegel herausgenommen und ihn wieder ordnungsgemäß verschlossen. Für diese Dienstleistung berechnet Europa vierzig Prozent der Ware. Pro Kilo Kokain, Reinheitsgrad neunzig Prozent plus, zahlt ihm sein Geschäftspartner 25 000 Euro. Er findet das eigentlich nicht in Ordnung. Er hat aber keinen Vertrieb in Europa. Deswegen muss er akzeptieren. Er rechnet es sich dann schön: Für die 600 Gramm Kokain, die ihm vom Kilo bleiben, bekommt er 15 000 Euro. Davon gehen 25 Prozent ab, weil das Geld wieder nach Kolumbien muss, per Kurier oder per „Pitufeo“, Schlumpferei, so nennen sie das System, wenn sie Geld in Kleinbeträge stückeln, an hunderte Einzelpersonen überweisen und so waschen. Bar auf der Hand bleiben ihm pro Kilo 11 000 Euro. „Aber du schickst ja fünfzig, sechzig, hundert Kilo“, sagt er. „Das ist dann eine schöne Million.“

Die Ware ist jetzt in Europa. Der Sprung über den Ozean hat eine Rendite von über 1500 Prozent gebracht, das ist die beste Quote im Geschäft.

***

Jemand legt jetzt Bunker an, möglichst sichere Verstecke für die Ware, irgendwo in Holland zum Beispiel. Dann beginnt er mit einem Teil der Ware. Er nimmt ein halbes Kilo Kokain, füllt es in eine Mischmaschine und gibt knapp 500 Gramm von weißem Irgendwas hinzu: Milchzucker, Süßstoff, Traubenzucker. Dazu kommen ein paar Medikamente, Phenacetin, Lidocain, Paracetamol, weil sie die Zunge von jedem verwirren werden, der glaubt, die Reinheit von Kokain schmecken zu können. Wer an die Konsumenten denkt, mischt noch ein bisschen Diltiazem bei, ein Mittel gegen Herzrasen.

Die Zielperson ist der Neffe des besten Freundes des Kopfs der Bande. Sie erleben solche Verkettungen öfter, und wenn sie sich dann in der Struktur der anderen Seite zu verirren drohen, witzeln sie: „Da trifft sich ein Nichtsnutz mit dem nächsten Nichtsnutz, um aus Nichts Geld zu machen.“
Sie sind Zollfahnder, Sachgebiet Rauschgiftschmuggel und Grundstoffüberwachung, in Deutschland lieben die mit dem Geschäft befassten Abteilungen lange Namen. Sie sitzen in ihrem Kellerbüro, Raum F1B-102, Flughafen Köln/Bonn, der Blick aus dem Fenster zeigt nur Beton. Der eine heißt Carsten. Der andere heißt Gerd. Sie arbeiten seit Jahren zusammen und gerade an einem Fall, da ist die Zielperson Großhändler, drüben, auf der anderen Seite der Grenze. Es ist der Neffe. „Der sitzt in Holland, fährt ein ganz normales Auto, wohnt in einem ganz normalen Mehrfamilienhaus“, sagt Carsten. „Das Einzige, was er sich leistet, ist arbeitslos zu sein.“
Das Leben der Zielperson ist so langweilig, wie es nur sein kann. Nur manchmal klingelt sein Telefon. Dann verabredet er sich, irgendwo, auf einen Kaffee. Dann wird es für die Fahnder spannend. „Dann sprechen sie über das Geschäft “, sagt Gerd. Der Käufer sagt der Zielperson, wie viel Ware er will und wie stark gestreckt. Davon hängt der Preis ab. 40 000 Euro kostet ein Kilo für den Zwischenhändler, Reinheitsgrad fünfzig bis siebzig Prozent, dann ist die Ware noch weiter streckbar.
„Ich kann aber auch sagen: Mach mir 25 und halbe-halbe“, sagt Carsten. Dann bekommt man das Kilo für 25 000 Euro, kann aber schlechter strecken, weil die Ware schon dünn ist. Gezahlt wird bar. Für Freunde gibt es die Ware auch auf Kommission, für Trottel auch mal ein Kilo Paracetamol-Koffein-Mischung zum vollen Preis. Dann trennen sich Zielperson und Käufer. Die Zielperson hat keine Ware bei sich. Der Käufer aber kennt nun einen Treffpunkt, an dem er seine Bestellung übernehmen kann. Der Transport ist seine Sache.

Jemand steigt jetzt in ein Auto, bloß kein Mietwagen, bloß keine Schrottlaube, obwohl manchmal genau das der Trick sein kann, fährt über die Grenze, steuert auf die A4, die A57 oder die A30 und gibt Gas. Nicht zu viel, er darf nicht rasen. Nicht zu wenig, er darf nicht schleichen. Er soll einfach mit der Masse mit. Die Ware haben sie ihm vorher verstaut, vielleicht unter den Sitzen, vielleicht in einem Unterbau des Kofferraums. Der Kurier weiß meist wenig. Er kann sich aber einer Sache sicher sein: Er ist nicht allein.
Wenn er viel Ware fährt, ist irgendwo hinter ihm ein Wagen, in dem ihm ein Vertrauter des Käufers folgt. Und irgendwo vor ihm warten auf dem Weg Fahrzeuge von Zoll und Polizei, in Zivil oder mit Anstrich, ihr Auftrag lautet KdnE: Kontrolldienst nach eigenem Ermessen. Vielleicht winken sie ihn raus. Vielleicht nicht.

Wenn sich eine Lieferung nähert, ist das wie ein Wind, der in Bäume fährt: Plötzlich hebt ein Rauschen an, die auf der anderen Seite sprechen viel, telefonieren mehr, treffen sich. Spannung liegt in der Luft, sie ist zu spüren, selbst in der nüchternen Stimmung auf den Gängen des Hamburger Landeskriminalamts, Abteilung OK, Organisierte Kriminalität, Fachkommissariat RG-Handel, Rauschgift. Hier lauschen sie hinüber auf die andere Seite, hier horchen sie auf das Rauschen da draußen in der Stadt.
Wenn sie es spüren, brennt in den Büros bis spät in die Nacht das Licht, sie versuchen, im Rauschen eine Zeit auszumachen oder einen Treffpunkt, besonders interessiert sie auch die Qualität der Ware. Könnte ihnen eigentlich egal sein, Droge ist Droge, aber sie wollen die anderen mit möglichst reiner Ware erwischen, weil sich die Richter mit ihrer Strafe auch an der Konzentration der Droge orientieren. Sonst ist ihnen der Stoff nicht so wichtig. Wichtiger sind die Menschen, die damit handeln. „Es geht darum, Strukturen zu bekämpfen“, sagt Felix Schwarz, 42. Er leitet die Abteilung OK. Er spricht von Tätergruppierungen, Organisationsebenen, ebenenspezifischer Abschottung, wie ein Wissenschaftler redet er, er sagt: „Drogenhandel ist ein hochdynamisches System. “
Dieses System versuchen sie zu sezieren. Sie hängen sich dazu die Köpfe der anderen Seite in den Gang, der ihre Büros verbindet. Dann tasten sie sich voran. Wo wohnt wer? Wer telefoniert mit wem und wann? Was wird wie besprochen? Sie sagen, es sei schwieriger geworden, „der Rauschgifthandel hat die Tendenz zur zunehmenden Konspiration“, erklärt Felix Schwarz. Aber irgendwann haben sie ein meterlanges Plakat im Gang hängen, auf das viele kleine Häuschen gedruckt sind, das sind Orte, schwarze Quadrate, das sind Menschen, verschwommene Fotos, das sind Verdächtige. Sie kennen dann ihre Stimmen, ihre Gesichter, ihre Eigenarten. Wenn sie genug haben, warten sie auf das Rauschen. Wenn möglich, wollen sie die anderen mit viel Ware schnappen.

Die Ware ist jetzt in der Stadt. Wer sie empfängt, muss ein Kunststück fertigbringen: Er muss nah genug heran, um mit ihr zu handeln, aber weit genug weg sein, um nicht in Gefahr zu geraten, mit ihr geschnappt zu werden. Ein Händler, der groß genug ist, aus Holland zu importieren, wird die Ware selbst nicht anfassen. Er wird eine oder mehrere Bunkerwohnungen in Hamburg einrichten und eine Mischwohnung dazu, wo er die Ware weiter strecken lässt, mit Speed und Scheiße seiner Wahl. Dann speist er die Ware in den Hamburger Markt.
Ihr Weg verzweigt sich jetzt, es geht von Hand zu Hand, man kennt sich. Sie sagen, es sei ein Geschäft des Vertrauens, aber das ist eine Lüge. Es ist ein Geschäft des Misstrauens. Je weiter die Ware jetzt wandert, umso mehr wird gelogen, betrogen, gekämpft. Ein Kilo kann nun zwischen 30 000 und 40 000 Euro kosten, aber es ist kein Kilo Kokain mehr. In einem Kilo steckt höchstens noch ein halbes Kilo Kokain. So sickert die Ware durch die Stadt, und irgendwann gelangt sie zu Menschen wie Bilos Onkel.

Bilo ist mit dem Moped gekommen. Er hatte mal eine Maschine, aber das war früher. Früher hatte Bilo immer ein halbes Kilo Marihuana zu Hause, Polle, Schwarzer Afghane oder Judenstern, und wer in Eimsbüttel was wollte, fragte ihn. Entweder hatte er selber. Oder er besorgte bei seinem Onkel. Sein Onkel war das, was Bilo, der einmal einen Lebensmittelladen geleitet hat, mittleres Management nennt. Nicht ganz oben, aber auch nicht ganz unten. Er handelte mit Gras und Koks. So kam Bilo das erste Mal in Kontakt mit Kokain.

***

Jemand sitzt jetzt in einer sicheren Wohnung, Sankt Georg, Eimsbüttel, Sankt Pauli, hat eine Feinwaage vor sich stehen und daneben Ware liegen, 50, 100, vielleicht auch 250 Gramm. Wenn er gierig ist, streckt er die Ware ein weiteres Mal. Wenn er zufrieden ist, stückelt er sie. Größe und Qualität der Portionen hängt von seinem Vertrieb ab.

Vielleicht verkauft er an Handy-Men, so heißen Dealer, die einen erlesenen Kundenstamm bedienen, den sie beliefern wie ein Pizzabote: anrufen, bestellen, kommen lassen. Dann werden die Portionen größer, die Qualität besser sein.

Vielleicht verkauft er an Hausdealer, das sind Händler mit festem Sitz in einer der Diskotheken auf dem Kiez, die Funky Soundso heißen oder Dingsbums Club. Dann werden die Portionen handlich sein.

Vielleicht verkauft er aber auch an Crackdealer, dann wird er einen Dreck darum geben, weil sie die Ware sowieso aufkochen und als Crack an die ausgemergelten Gestalten verkaufen, die vor dem Drob-in am Hauptbahnhof herumhängen.

An wen auch immer er verkauft, er wird mit der Ware nicht auf die Straße gehen. Dafür hat er Läufer.

Er soll ein Samuraischwert neben der Tür stehen haben, irgendwo in der Wohnung einen Revolver und hoffentlich viel Ware. Deswegen stehen sie vor seiner Tür. Sie haben ihn auf seinem Handy angerufen, es war aus, sie haben ihn auf seinem Festnetz angerufen, er ging nicht ran, jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Er ist nicht da oder er ist genau da drinnen. Thorsten Bühner entscheidet, es darauf ankommen zu lassen.
Sie stellen sich auf, in einer Reihe, die linke Hand auf der Schulter des Vordermanns, die rechte an der Waffe. Dann die Ramme.
Ein Schlag für das Schloss, ein Schlag für die Tür, mit einem Krachen sprengt die Ramme die Klinke, die Tür splittert, und schon hetzen sie durch die Zimmer, „Polizei! Polizei!“ schreiend stürmen sie voran, sie nennen es: fluten. Er liegt im Bett. Er schreckt hoch, doch da sind sie schon über ihm, Männer und Schreie und grelles Licht, der Schock ist so stark, dass er noch immer zittert, als sie mit der Durchsuchung der Wohnung längst fertig sind. Er hatte eine Feinwaage im Küchenschrank. Und fünf leere Bubbles unter der Spüle, Kokstütchen für vier, fünf Gramm. Keine Waffen. Aber auch keine Ware.

Das ist schlecht. Sie werden ihn gehen lassen müssen und die Tür ersetzen. Thorsten Bühner, 46 Jahre alt und seit fast fünf Jahren Zugführer von Zug A, ZD 62, Fachkommissariat Rauschgiftdelikte und Straßendeal, geht im Geist die nächsten Möglichkeiten durch. Sie sind voll besetzt, ein Dutzend Beamte, die sich nur mit Spitznamen ansprechen, Düse, Terry, Lilo, sie haben eine Handvoll Zivilfahrzeuge mit falschen Platten, Hamburger Kennzeichen und andere, und es ist erst Nachmittag. Zeit genug. Da gibt es die Wohnung in St. Pauli, wo der Dealer als Zeichen immer den Hörer der Telefonzelle vor seinem Haus hängen lässt. Und da gibt es Mike. Mike dealt direkt, ein Ameisenhändler, auch genannt: Frontdealer. Sie hatten ihn schon mal. Sie fanden seinen Bunker, 370 Gramm, Crack und Coca, aber er hatte es hinter einem Spiegel in seinem Asylbewerberheim gebunkert, zu dem jeder Zugang hatte, das reichte nicht als Beweis. Er soll wieder arbeiten. Thorsten Bühner sagt: „Dann wollen wir uns mal den Mike zuführen.“ Er befiehlt Observation.

Bilo ist sich sicher, dass die anderen ihn damals schon auf dem Schirm hatten. Sein Onkel war aufgeflogen, in einer Pizzeria, plötzlich stürmten vermummte Polizisten hinein wie im Fernsehen, es wurden vier Jahre. Bilo erschrak. Er hörte auf zu dealen und begann an der Bar einer bekannten Hamburger Diskothek zu arbeiten. Das Kokain nahm er erst gar nicht wahr.
Dann merkte er es. Die Leute, die dauernd auf die Toilette tigerten. Die Kollegen, die am Ende einer Zwölfstundenschicht frisch wie der Morgen wirkten. Der Türsteher, der am Hinterausgang Kunden empfing. Heute wundert er sich über seine Blauäugigkeit. „Jeder Laden hat seinen eigenen Hausdealer, das ist ein offenes Geheimnis“, sagt er. Erst wehrte er sich. Er wollte nicht. Aber es schien dazuzugehören. Er nahm mal eine Line. Dann noch mal eine. Dann kaufte er mal ein halbes Gramm. Dann mal ein ganzes. So kam er das zweite Mal in Kontakt mit Kokain.
Er dachte noch, er sei klug. Er wusste doch, wie das Geschäft läuft. Er tat sich mit dem Stammdealer der Disko zusammen, in der er arbeitete. So bekam er die Nummer des Lieferanten, rief selbst an, sagte: Besuch mich mal. Dann schickte der Lieferant seinen Läufer los, der in die Disko kam, die Bestellung aufnahm, bei seinem Boss die Ware holte, am Hinterausgang lieferte, kassierte. Bilo stieg auf. Statt der sechzig Euro pro Gramm, die er als Erstkunde zahlte, statt der fünfzig Euro, die er als Stammkunde zahlte, bekam er jetzt für vierzig. Dann für 35. Er dachte wirklich, er sei klug. Er bestellte dreißig Gramm, schüttete sie in einen Champagnerkelch, protzte an der Bar. Er verkaufte kein einziges Gramm. Er nahm alles selbst.
Am Ende brauchte er für eine Schicht zwei Gramm. Er war fertig. Als er eines Tages nach der Schicht sein Motorrad zu Schrott fuhr und mit einer gebrochenen Schulter im Krankenhaus aufwachte, sagte er dem Arzt, er habe da noch ein anderes Problem. Das war im Sommer. Er ist jetzt 28 Jahre alt und seit sechs Monaten sauber. „Was ich mache“, sagt er, „mache ich extrem.“ Er hofft, dass das nie aufhört.

Sie sitzen in den Autos, eins am Objekt, eins am S-Bahnhof, eins gegenüber, der Funk knarzt. Das ist Düse. Düse macht den Späher. Er blickt mit einem Fernglas in das Zimmer, in dem Mike sein sollte. Mike ist aber nicht zu Hause. Mike ist unterwegs.

Jemand drückt ihm jetzt gerade fünfzig Euro in die Hand.

 

Fotos: Luca Zanetti

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